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PTJ_Geschäftsbericht_2012

Ist demnach die gesellschaftliche Relevanz der Maßstab der Forschung? Weber: In der Grundlagenforschung spielen natür- lich weiterhin wissenschaftliche Kriterien und der Erkenntnisgewinn die größte Rolle. Mit dem Blick auf Green Economy werden jedoch gesellschaftliche Herausforderungen angesprochen, vor denen wir stehen, die vielfach als „außerwissenschaftlich“ an- gesehen werden, zu deren Lösung die Wissenschaft aber Beiträge leisten kann. Schreurs: Wenn man ein so großes Projekt hat, wie die Entwicklung einer nachhaltigen Welt, kann das nicht realisiert werden, wenn nicht alle dahinter stehen. Ich halte daher neue Dialogmethoden zwi- schen Wissenschaft und Gesellschaft für nötig. Die Wissenschaft muss ihre Methoden der Wissensver- mittlung verstärken, damit man auch die Gesellschaft für diese Wende an Bord hat. Das geht jetzt ein bisschen in Richtung Wissen- schaftskommunikation. Wie aber integriere ich die Gesellschaft in den Forschungsprozess selbst? Weber: Bei neuen Fördermaßnahmen im Nachhal- tigkeitsbereich – aber auch in anderen Bereichen wie beispielsweise der Bioökonomie – führt man im BMBF Expertengespräche, in denen nicht nur Experten aus Forschung und Wissenschaft sitzen, sondern auch Interessenverbände oder Vertreter aus der Praxis. Die forschen zwar nicht unbedingt mit, aber sie beeinflussen die Fragestellung. So werden schon beim Design der Fördermaßnahme selbst ge- sellschaftliche Bedarfe abgefragt. Das können wir verstärken. Und wie weit sind Sie schon auf diesem Weg? Weber: Bei neuen Fördermaßnahmen machen wir das schon. Für die Neujustierung des BMBF-Rahmen- programms Forschung für nachhaltige Entwicklungen wurden solche Konsultationen und Agendaprozes- se gestartet. Bei den Themenfeldern, die aus der europäischen Forschungsförderung kommen, wird das auch praktiziert, damit nicht Probleme gelöst werden, die gar keiner hat. Bei Forschungs- und Technologieförderung ist das noch weitgehend neu, da müssen wir sicherlich noch lernen. Früher entstan- den Fördermaßnahmen im Gespräch mit Experten vorwiegend aus dem jeweiligen Fachgebiet, das verläuft jetzt offener. Schreurs: Es gibt auch viel zu lernen, wenn man stär- ker internationale Vergleiche anstellt. Ich bin sehr oft in Japan, wo man nach dem Abschalten der Kern- kraftwerke 30 Prozent der Stromversorgung verloren hat. Da hat man die Nachfrage innerhalb dieser 18 Monate um rund zehn Prozent verringert, und das durch manchmal sehr interessante Neuentwick- lungen. Es gibt jetzt zum Beispiel einen täglichen Energienutzerbericht, der zeigt, wie viel Energie zu jeder Zeit genutzt wird. Wenn die Nachfrage zu groß ist, kann man die eigene Energienutzung verschieben. Das könnte doch auch eine Idee für Deutschland sein. Wie reagiert denn die Wissenschaft darauf? Weber: Wir hören von den Forschern, dass sie auch von diesen Prozessen profitieren, weil sie dann se- hen können, was mit ihren Forschungsergebnissen passiert. Wichtig scheint zu sein, dass beide Sei- ten offen sind, voneinander zu lernen. Ich glaube, es könnte auch ein Standortvorteil für Deutschland werden, dass wir solche so genannte transdiszip- linäre Forschung machen, dass wir zeigen, dass Wissenschaft und Wirtschaft gut zusammenarbeiten und dass wir dazu auch noch die gesellschaftlichen Akteure in die Forschung einbeziehen können – wir also gesellschaftlich passfähige Innovationen anbieten. RohstoffproduktivitätEnergieeffizienz/Klimaschutz GesellschaftlichePartizipation 53Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2012

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