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PTJ_Geschäftsbericht_2012

Klimagas wird weggewaschen... Die Energiewirtschaft ist der größte Kohlendioxidemittent der Bundesrepublik: Rund 350 Millionen Tonnen gingen nach Angaben des Umweltbundesamtes im Jahr 2010 auf ihre Kosten. Grund genug also, den Kraft- werksblöcken eine Abgas-Diät zu verpassen. Wie die aussehen könnte, wird durch das BMWi mit Förderung aus dem Energieforschungsprogramm der Bundesregierung getestet. Die Abscheidung des Klimagases Kohlendioxid gibt es natürlich nicht umsonst. Experten gehen davon aus, dass die energieaufwändige Wäsche die Ef- fizienz um rund zehn Prozent verringert. Die For- schungsprojekte sollen diese Wirkungsgradverluste auf sechs Prozent drücken. In dieser Größenordnung liegt schon ein drittes Verfahren mit einem komplett anderen Ansatz. Statt organischen Lösungen ver- wendet es Calciumcarbonat oder Kalkstein, der in Deutschland in großen Mengen zu finden ist. Dem Material wird zunächst in einem Brennofen das Koh- lendioxid ausgetrieben. Der entstandene gebrannte Kalk dient im Abgasstrom dann als CO2 -Fänger, so dass wieder Calciumcarbonat entsteht. Das wird in den Brennofen eingespeist, verliert dort sein CO2 und kann danach ins Rauchgas zurück gelangen, weshalb das Verfahren auch Carbonate Looping genannt wird. Aus dem Kalzinator kann sehr reines Kohlendioxid abgeschieden und gespeichert wer- den. Das Verfahren wird am Institut für Energiesys- teme und Energietechnik der Technischen Universität Darmstadt entwickelt, wo auch eine vom BMWi geförderte Versuchsanlage läuft. Eine wesentlich größere Pilotanlage soll an einem deutschen Kraft- werksstandort errichtet werden. Vor einem Problem stehen allerdings alle CO2 - Waschverfahren: Ist das Kohlendioxid aus dem Rauchgas entfernt, ist es keineswegs aus der Welt. Für den Löwenanteil des abgeschiedenen CO2 setzt die Energiebranche weltweit vor allem auf die hier- zulande zunehmend umstrittene Speicherung. Alter- nativ kann das Treibhausgas auch stofflich genutzt werden: Als Lösungsmittel, zur Klimatisierung oder als Kohlenstoffquelle zur Synthese von Kunststoffen, Düngemittel und ähnlichem kann das CO2 erneut verwendet oder als Reaktionspartner für regenerativ erzeugten Wasserstoff in Methan umgewandelt und im Erdgasnetz gespeichert werden. In Deutschland laufen diverse Forschungsvorhaben, die sich mit diesen Ansätzen beschäftigen. Eine Pilotanlage für eine sogenannte CO2 -Wäsche steht am RWE-Braunkohlekraftwerk Niederaußem. Der dortige BoA-Block ist der erste einer neuen Ge- neration von Braunkohlemeilern, die einen Gesamt- wirkungsgrad von 43 Prozent erzielen. Ein winziger Teil seines Rauchgases, 0,05 Prozent, wird in der Pilotanlage für die CO2 -Wäsche gereinigt. In einem Absorber trifft das Gas auf einen Sprühnebel von Aminverbindungen, die die Kohlendioxid-Moleküle einfangen. Die CO2 -beladene Flüssigkeit wird in einem zweiten Reaktor erhitzt und gibt dabei das Kli- magas wieder ab. So entsteht ein reiner CO2 -Strom, der verdichtet und gespeichert werden kann. In der ersten Versuchsphase konnte die Pilotanlage bis zu 90 Prozent des CO2 aus dem Rauchgas entfernen. Ein ähnliches Verfahren erprobt E.ON an seinem hessischen Steinkohlekraftwerk Staudinger bei Frankfurt/Main. Dort wird eine chemisch stabile, nicht flüchtige Lösung aus Aminsalzen eingesetzt. In mehr als 3.000 Betriebsstunden zeigte die Salz- lösung ihre Beständigkeit, und weil überdies kaum etwas von dem Lösungsmittel in die Umwelt geriet, kommt diese CO2 -Wäsche auch ohne zusätzliche Filteranlagen aus. Eine vergrößerte Version soll im Kohlekraftwerk Big Bend im US-Bundesstaat Florida in Betrieb gehen. 40 Dossier: Green Economy

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