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PTJ_Geschäftsbericht_2012

Schreurs: In der Wissenschaft hat es bisher einen zu starken Fokus auf Technologien gegeben, aber nicht genügend darauf, wie ökonomische Systeme mit ökologischen, politischen oder sozialen Fragen gekoppelt sind. Man muss diese unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringen, um eine Green Eco- nomy zu realisieren. Bei vielen technologischen und politischen Entscheidungen hat es Protestbewegun- gen gegeben. Diese entstehen teilweise auch auf Grund von Lücken in der Forschung. Deshalb ist es eine ganz wichtige Aufgabe, Wertvorstellungen und Zukunftswünsche einer Gesellschaft in Forschungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden. Ein Wissenschaftler und Ingenieur hat in der Regel alle Hände voll zu tun, sein Forschungsprojekt zu organisieren. Wie soll er auch noch solche Frage- stellungen berücksichtigen? Weber: Inter- und transdisziplinäres Arbeiten ist wirk- lich eine große Herausforderung. Hochschulen sind disziplinär aufgebaut, und auch die Karrieren ver- laufen innerhalb der Disziplin. Doch für eine Green Economy ist es wichtig, dass Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften stärker zusammenarbei- ten. Hier kann die Forschungsförderung Weichen stellen. Wir entwickeln für und mit unseren Auf- traggebern Förderinstrumente, damit Forscher von Anfang an die spätere Anwendung mitdenken. Ein Beispiel sind die durch das BMBF geförderten inter- und transdisziplinär ausgerichteten Innovationsgrup- pen, bei denen Nachwuchswissenschaftler wichtige Stakeholder am Forschungsprozess beteiligen und Mitgestaltungsmöglichkeiten ausloten. Was bedeutet die Idee einer Green Economy für die Forschung? Schreurs: Um eine grüne Wirtschaft zu realisieren, werden viele Änderungen an den bestehenden so- zio-ökonomischen Strukturen notwendig sein. Nach- haltigkeit kann nicht vorangetrieben werden, wenn man nur die technologischen und ökonomischen Aspekte betrachtet. Man braucht auch einen Fokus auf ökologische Grenzen sowie soziale Akzeptanz. Große Transformationen funktionieren nicht ohne die Unterstützung der Bevölkerung, also muss man die gesellschaftliche Wahrnehmung von Problemen im Auge haben. Weber: Bei Green Economy hat man vielleicht als erstes Umwelttechnologien, Recyclingtechnologien im Sinn. Man vergisst dabei schnell, dass da auch gesellschaftliche Werte mitschwingen. Warum muss ich natürliche Ressourcen – z. B. ein Moor – schüt- zen? Hier zählt nicht nur die Antwort eines Natur- wissenschaftlers, sondern es ist auch wichtig, ob die Bevölkerung das Moor für schutzwürdig hält oder nicht. Forschung hat hier die Aufgabe, durch Informationen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Und sie muss zugleich die Menschen mit ihren Wer- tungen einbeziehen. Wie macht man das? Schreurs: Die Frage ist, wie beteiligt man die Bevöl- kerung an den Entscheidungsprozessen und dann auch an der Implementierung von Forschungser- gebnissen. Dafür muss man wissen, welche Werte die Bevölkerung hat, wie sie Nachhaltigkeitsziele schätzt und wie weit sie bereit ist mitzumachen. Das hat oft damit zu tun, wie viel Einfluss die Menschen auf die Entscheidungsprozesse haben. Wenn man das Gefühl hat, in Entscheidungen nicht einbezogen zu sein, schwindet schnell die Akzeptanz. Dann werden neue Technologien abgelehnt oder einfach nicht umgesetzt. Weber: Die Forschung hat oft diese Nutzer- und An- wenderseite außer Acht gelassen. Welchen Nutzen hat jeder Einzelne von einer neuen Entwicklung? Aber auch, inwieweit kann der Einzelne mitwirken und Einfluss nehmen im Sinne der Partizipation. Man kann eben nicht nur einen technologischen Ansatz wählen, sondern man muss um Zustimmung werben. Das ist die große Herausforderung: In der Zukunft müssen wir die möglichen Anwender beim Forschungsdesign mitdenken und mitwirken lassen. RohstoffproduktivitätEnergieeffizienz/Klimaschutz GesellschaftlichePartizipation 51Projektträger Jülich | Geschäftsbericht 2012

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