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Geht Stahl auch klimaneutral?

06.05.2024

Bild: ©Projektträger Jülich

Bild: ©Projektträger Jülich

Fachleute aus Wirtschaft und Wissenschaft forschen gemeinsam daran, wie die Transformation der Stahlindustrie ein Erfolg wird. Sie setzen dabei auf grünen Wasserstoff. In einem neuen Video auf dem YouTube-Kanal „Energieforschung“ erklären sie, wie gut das schon gelingt. Auf „Energieforschung“ berichtet der Projektträger Jülich im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über die Forschungsförderung im Energieforschungsprogramm (EFP).

Der Werkstoff Stahl ist im Alltag an vielen Stellen präsent – etwa in Autos, Schiffen, Brücken, Hochhäusern, Kühlschränken sowie Werkzeugen. Jedoch belastet die Stahlproduktion erheblich das Klima, insbesondere durch ihren hohen CO2-Ausstoß und einen enormen Energieverbrauch im Herstellungsprozess. Ungefähr 30 Prozent der Treibhausgase, die von der deutschen Industrie ausgestoßen werden, gehen auf das Konto der Stahlindustrie.

Um die Dekarbonisierung und Transformation der Stahlindustrie voranzutreiben, fördert das BMWK unterschiedliche Projekte im Bereich der angewandten Energieforschung. Die im Video erwähnten Forschungsprojekte „H2Stahl“, „OptiLBO“ und „FlexHeat2Anneal“ beschäftigen sich mit der Frage, wie grüner Wasserstoff verschiedene Prozesse der Stahlindustrie CO2-ärmer gestalten kann: von der Stahlproduktion bis zur Weiterverarbeitung.

Stahl klimafreundlicher produzieren

Für die Stahl-Produktion wird sehr viel Energie benötigt: Im traditionellen Hochofen entsteht bei bis zu 1.400 Grad Celsius flüssiges Roheisen, das zu Stahl weiterverarbeitet wird. Dieser Prozess ist für 80 Prozent der anfallenden CO2-Emissionen in der Stahlproduktion verantwortlich. Im Reallabor der Energiewende „H2Stahl“ arbeiten die Fachleute deshalb daran, den sogenannten Primärstahl per Direktreduktion herzustellen. Dabei kann Wasserstoff anstelle von Kohlenstoff als Reduktionsmittel genutzt werden.

70 Prozent des in Deutschland produzierten Stahls werden aktuell als Primärstahl hergestellt, 30 Prozent als Sekundärstahl im Elektrolichtbogen. Dort wird Stahlschrott bei bis zu 3.500 Grad Celsius aufgeschmolzen und zu Rohstahl verarbeitet. Dies benötigt zwar weniger Energie als die traditionelle Hochofenroute – dennoch werden auch hier mehrere Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Um den Schmelzprozess bei der Sekundärstahlherstellung zu beschleunigen, kommen auch Brenner zum Einsatz, die noch mit Erdgas betrieben werden. Im Forschungsprojekt „OptiLBO“ arbeiten Fachleute daran, innovative Brennersysteme mit einer selbstlernenden Steuerung zu entwickeln. Dieses soll den Erdgasverbrauch bereits jetzt reduzieren und langfristig beim Umstieg auf Wasserstoff als Brenngas unterstützen.

Wasserstoff in der Stahlweiterverarbeitung

Ist der Rohstahl produziert, durchläuft er noch einige Prozesse, um die von der Kundschaft gewünschte Eigenschaften zu erhalten. Bei der Weiterverarbeitung von Stahl setzt das Forschungsprojekt „FlexHeat2Anneal“ an. Konkret geht es in dem Projekt um kontinuierliche Glühlinien: In diesen rund 70 Meter langen und knapp 30 Meter hohen Öfen wird Stahlband bei Temperaturen von mehr als 680 Grad Celsius wärmebehandelt, damit es sich später als Verpackungsstahl eignet. Im Fall von „FlexHeat2Anneal“ wollen Forschende den flexiblen Umstieg auf Wasserstoff untersuchen – denn bisher wird Erdgas als Brennstoff in den sogenannten Strahlheizrohrsystemen eingesetzt.

Weitere Informationen

Video: Grüner Stahl: Wie Wasserstoff Kohle und Erdgas ersetzen kann

Der Projektträger Jülich in Zahlen im Jahr 2023
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Laufende Vorhaben
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Fördervolumen in Mio. Euro
4
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